Bau einer Gesundheitseinrichtung im Südsudan

Begleite uns auf unserer Reise mit dem Bau des Gesundheitzentrum Mondikolok

Die Architekten

Architekten david kraler christoph lachberger gesundheitseinrichtung mondikolok health care center2

Die Architekten David Kraler und Christoph Lachberger – damals noch mitten im Studium – planten und betreuten den Bau des Gesundheitszentrum Mondikolok als Teil ihrer Diplomarbeit.

Bereits im Jahr 2012 begannen die Planungen mit einer Forschungsreise der Studenten in den Südsudan und das Projekt entwickelte sich über drei Jahre hin zu einer Gesundheitseinrichtung, die nicht nur vor Ort unbedingt benötigt wurde, sondern auch bautechnisch eine beispielhafte Integration in die regionale Baukultur aufweist.

Das Projekt setzt sich aus zwei Gebäuden zusammen: Zum einen aus einem Gebäude mit medizinischem Schwerpunkt („medical building“) und zum anderen aus einem Verwaltungsbau („administrative building“). Ersteres beinhaltet jeweils zwei Untersuchungs- und Behandlungsräume sowie ein Labor und einen Röntgenraum. Aufgrund der linearen Anordnung der Räume ist nicht nur die Erweiterbarkeit des Baus gewährleistet, sondern es wird zugleich eine gute Orientierung für die Nutzer ermöglicht. Durch den Überstand des Dachs auf der Längsseite des Gebäudes ist ein Warteraum geschaffen, der Schutz vor Hitze und Niederschlag bietet.

Der Verwaltungsbau setzt sich aus den Räumlichkeiten für die MitarbeiterInnen der Gesundheitseinrichtung zusammen, wie Umkleiden und Sanitäreinrichtungen. Zudem beinhaltet er ein Medikamentenlager mit Ausgabe, einen Besprechungsbereich mit Teeküche und ebenfalls einen verschatteten Wartebereich für die PatientInnen.

Die hölzerne Dachkonstruktion aus heimischem Teak- und Mahagoni-Holz ist vom Lehmbau entkoppelt. Um die Berührungspunkte des Holzes mit dem Bodenbereich möglichst minimal zu halten, laufen jeweils zwei bis vier Stützen zu einem Auflagerpunkt zusammen. Hintergrund dieser Technik ist das verstärkte Termitenvorkommen vor Ort. Zusätzlich wurden sogenannte ‚Termite Shields‘ ausgeführt, welche die Gebäude vor den flugunfähigen Insekten schützen. Diese fanden neben der Dachkonstruktion auch im Lehmbau ihren Einsatz.

Aufgrund der traditionellen Baukultur im Südsudan wurde die Adobe-Bauweise für den Lehmbau gewählt. Diese ist nicht nur in den heimischen Rundbauten der lokalen Bevölkerung zu finden, sondern das Wissen um diese Lehmbautechnik ist vor Ort bis heute gut verankert. Es wurden daher Lehmziegel angefertigt, die anschließend an der Luft getrocknet und mit Lehmmörtel vermauert wurden. Anschließend wurde an der Innen- und Außenseite der Wände Lehmputz aufgetragen, die Oberflächenverarbeitung wurde, wie traditionell üblich, den lokalen Frauen übergeben.

Die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung in den Bauprozess und die Anknüpfung an die traditionelle Bauweise war den Planern bei dem Projekt besonders wichtig. Somit sind die NutzerInnen in der Lage, die Gebäude nach der Errichtung regelmäßig zu warten und damit deren langfristigen Betrieb zu sichern.

Aber auch die Nachhaltigkeit der Bauten spielt eine wichtige Rolle – gerade in einem Kriegsgebiet ist es von Bedeutung, was im Fall einer Zerstörung mit den verwendeten Baumaterialien geschieht. Der Bau mit Lehm und Holz gewährleistet einen rückstandslosen Zerfall und vermeidet dadurch das Erzeugen von nichtrecyclebarem Bauschutt.

Auf der sozialen Ebene erfährt der Lehmbau aktuell eher einen Abschwung vor Ort. Sogenannte „permanent houses“ aus Beton werden in der Bevölkerung immer populärer, obwohl diese weder der Lebensweise, noch den klimatischen Bedingungen gerecht werden. Die traditionellen Rundbauten aus Lehm werden trotzdem immer stärker vernachlässigt.

Ziel des Healthcare-Centres Mondikolok ist es auch, die lokale Lehmbautradition zeitgemäß fortzuführen. Dabei spielen auch die finanziellen Aspekte des Lehmbaus eine Rolle, wodurch die lokale Arbeitsleistung und die daraus resultierende Wertschöpfung in der Region bleiben. Im besten Fall kann das Gebäude dazu beitragen, dass dem Lehmbau in dieser Region wieder mehr Vertrauen entgegengebracht wird.

Planung – Skizzen und Modell

Mit Karten, Skizzen, Begehungen am Grundstück und einem Miniatur-Modell, kommunizieren wir der lokalen Bevölkerung und unseren UnterstützerInnen die Pläne für den Bau des Gesundheitszentrum Mondikolok.

Vorbereitungen

Fleißig wird gerodet, Baumstämme durch den Busch geschleppt, Stützenfüße geschweißt, erste Baumaterialien geliefert und die Materialien bereits bearbeitet.

Konstruktion

Das Gesundheitszentrum Mondikolok wird aus zwei Gebäuden bestehen. 

Vorfertigung und Transport der Fachwerkträger

Für die Konstruktion der beiden Gebäude werden 22 Fachwerkträger mit jeweils 12 Metern Länge zusammen gebaut werden.

Erstes Gebäude: Untersuchungs- und Behandlungsräume

Die größte Herausforderung steht bevor.  Es gilt, die Fachwerkträger auf vier Meter Höhe anzuheben und mit massiven Stützen zu befestigen.

Dachdecken

Sobald das erste Gebäude steht, wird sogleich das Dach gedeckt.

Zweites Gebäude: Administrationsräume

Nun gilt es, die ganze Arbeit nochmal für das Administrationsgebäude zu wiederholen – mittlerweile ist es schon fast Routine.

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Die Fachwerke beider Gebäude sind so gut wie fertig.

Der Boden

Herausforderung Wasser

Wasser ist rar in der Region. Vom Betonieren der Fundamente, Bodenplatten und Kläranlage bis hin zur Herstellung der Lehmziegel sind größere Mengen von Wasser unerlässlich. Um genügend Wasser auf der Baustelle zur Verfügung zu haben, müssen vielfach improvisierte Lösungen her.

Massivbau-Fundament und Bodenplatte

Sandlieferungen, Sandsieben und das Mischen gewaltiger Mengen Betons für den Boden des Gesundheitszentrum Mondikolok.

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Beide Dächer und sämtliche Bodenplatten sind fertiggestellt. Zur Zwischenfeier serviert die Nachbarin eine ganze Ziege.

Ein Haus aus Lehm

Lehmziegel-Herstellung

45.000 Stück ungebrannte Lehmziegel sind für den Bau des Gesundheitszentrum Mondikokok notwendig. Wir haben der „Community“ von Mondikolok den Auftrag gegeben, diese für uns herzustellen.

Lehmziegel-Mauerbau

Mit dem Rohbau aus Lehmziegeln steht der nächste große Schritt am Weg zur Fertigstellung der Gesundheiteinrichtung Mondikolok an.

Fensterbau und -einbau

Die zeitgerechte Fertigstellung zum Einbau die die Ziegelmauern war eine Herausforderung, klappte aber schließlich.

Lehmbewurf-Verbunddecke

Der Rohbau wird mit einer sogenannten Lehmbewurf-Verbunddecke, bei der Lehm auf ein festes Stahlgitter geschmiert wird, abgeschlossen.

Lehm-Verputz

Für den Verputz außen und innen werden unterschiedliche Formen von Lehm verwendet.

Elektrik-Installation

Kabel und Infrastuktur werden verlegt.

Türen & Fenster

Nun heißt es einpassen, anstreichen, verkleiden.

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Die Lehmbauten werden mit Bambus verkleidet, um angenehm luftige, schattige Bereiche zu schaffen.

Details innen

Die Innenräume und Feinarbeit kommen zum Schluss.

Handgemachte Holzmöbel

Handgefertigte Möbel aus lokalem Mahagoni-Holz verleihen dem Interior weiteren Charme.

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Unter Anleitung des Osttiroler Tischlers Hannes Lamprecht entstandene Mahagoni-Möbel

Mondikolok 1:1 – Das Buch

Mondikolok 1 zu 1 buch david kraler christoph lachberger bau einer gesundheitseinrichtung im suedsudan architektur

In dem Buch Mondikolok 1:1 – Bau einer Gesundheitseinrichtung im Südsudan erzählen die beiden jungen Architekten David Kraler und Christoph Lachberger über Mondikolok und den Bau. Auf 240 Seiten gibt es jede Menge Fotos, ein paar Pläne und ausreichend Text zum Bauen und Leben in Mondikolok – von der Planung, über Herausforderungen bis hin zu Beschreibungen traditioneller Bautechniken. Für Fachleute genauso geeignet wie für interessierte Laien.

Das Buch ist über das Bestellformular auf dem Blog der Architekten bestellbar.

Der Blog  „gelat – building a healthcare-center in south-sudan“ bietet noch weitere Eindrücke vom Bau und den persönlichen Erfahrungen der beiden Architekten in Mondikolok.

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